Was bedeutet Kastration?
Kastration ist die operative Entfernung der Keimdrüsen (Gonaden). Bei männlichen
Hunden und Katzen werden die Hoden entfernt und bei den weiblichen Tieren die
Eierstöcke.
Es gibt neben der Kastration noch die Sterilisation. Bei einer Sterilisation werden den
männlichen Tieren die Samenleiter und den weiblichen Tieren die Eileiter durchtrennt bzw. abgebunden. Dadurch ist ebenfalls keine Befruchtung mehr möglich, jedoch bleibt die Hormonproduktion und der Fortpflanzungstrieb erhalten. Die Sterilisation hat dementsprechend nicht die Vorteile, die eine Kastration mit sich bringt, weshalb sie in der Regel von Tierärzten nicht durchgeführt wird.
Wann sollten Katzen und Hunde kastriert werden?
Katzen und Hunde werden sehr früh geschlechtsreif. Katzen sind je nach Rasse ab ca.
4-10 Monaten fortpflanzungsfähig. Hunde werden ca. mit 6-12 Monaten geschlechtsreif
auch hier kommt es auf die Rasse des Hundes an. Der beste Zeitpunkt für eine Kastration
hängt somit vom Individuum ab und variiert je nach Rasse und Entwicklungsstand des
Tieres. In der Regel werden Heimtiere nach der erstem Geschlechtsreife kastriert.
Idealerweise sollte die Kastration aber schon vor Eintritt der ersten Geschlechtsreife
erfolgen, damit vermieden wird, dass bereits die erste Rolligkeit (Katze) bzw. Läufigkeit
(Hund) zu einer Trächtigkeit führt. Man spricht hier von Frühkastration. Diese findet
zwischen der 6. und 14. Lebenswoche statt. Die Annahme, dass eine Frühkastration zu
medizinischen oder verhaltenspsychologischen Problemen führt, ist falsch. Hierüber gibt
es mittlerweile unzählige wissenschaftliche Studien.
Im Allgemein ist eine Kastration eine Routine-OP, die in der Regel gut vertragen wird. Bei
einer Frühkastration ist die OP sogar noch einfacher und unkomplizierter, da die
Keimdrüsen noch nicht von Fett überlagert sind, wodurch es weniger Komplikationen und
Blutungen gibt. Zudem ist die Operation kürzer und die Narkose somit weniger belastend.
Das Tier ist im Anschluss schneller wieder fit.
Welche Gründe und Vorteile gibt es für eine Kastration?
I. Senkung der Überpopulation
Durch eine Kastration wird die unkontrollierte Vermehrung auf natürlichem Weg
eingedämmt. In Deutschland leben ca. 2 Mio heimatlose Katzen auf der Straße. Sie
wurden zumeist entweder ausgesetzt oder es sind die Nachkommen der
ausgesetzten Tiere. Im Ausland ist die Zahl der heimatlosen Katzen und Hunde
sogar noch höher. Ist die Katze nicht kastriert, kann sie im Schnitt 2x jährlich
4-6 Katzenwelpen zur Welt bringen. Bei Hunden verhält es sich ähnlich. Sie können
ca. 2x im Jahr 3-9 Welpen zur Welt bringen.
Hauskatzen mit Freigang, die nicht kastriert sind, können sich genauso
unkontrolliert weiter vermehren. Wohnungskatzen und Hunde können ebenfalls
ausbüchsen und somit zu einer unkontrollierten Vermehrung beitragen.
Ebenso wird die unkontrollierte Vermehrung durch Hunde- und Katzenzüchter/-
halter vorangetrieben.
II. Reduzierung von unerwünschtem Umherstreifen
Unkastrierte Hunde und Katzen büchsen dem Besitzer gern einmal aus, denn ihr Trieb ist dominanter als die menschliche Kontrolle. Ein Kater durchstreift weite Gebiete um ein geeignetes Partnertier zu finden. Durch das Umherstreifen sind die Tiere unzähligen Gefahren ausgesetzt: Unfälle beim Überqueren von Straßen, der Abschuss durch Jäger (jährlich werden in Deutschland circa 350.000 Katzen und Hunde durch Jäger getötet), die Verletzungen bei Revierkämpfen und das Risiko von Infektionskrankheiten. Durch eine Kastration sinkt der Wunsch des Tieres nach einem Partner. Die Tiere bleiben lieber bei ihrem Menschen. Dadurch werden die Gefahren reduziert, denen sie sonst ausgesetzt wären.
III. Erhöhung der Lebenserwartung
Die Lebenserwartung der Tiere wird allgemein gesteigert, denn eine Kastration schützt vor Krankheiten, wie z.B. Erkrankungen an der Prostata bei männlichen und Gebärmuttervereiterungen bei weiblichen Tieren.
Bei Hunden steigt die Lebenserwartung allgemein in etwa um ein Jahr, bei weiblichen Katzen um vier Jahre und bei männlichen Katzen sogar um bis zu fünf Jahre.
IV. Senkung des Krebsrisikos
Bei weiblichen Hunden und Katzen wird das Risiko an Brustkrebs (Mammatumoren) zu erkranken gesenkt. Bei Rüden und männlichen Katzen sinkt die Gefahr von Prostatakrebs. Besonders durch eine Frühkastration sinkt das Krebsrisiko gen Null, da das Tier nie rollig war. Eine Kastration verringert zudem unnötigen hormonellen Stress.
V. Reduzierung von aggressivem Verhalten
Eine Kastration unterbindet vor allem bei männlichen Tieren aggressives Verhalten, welches häufig in der Pubertät durch die Ausschüttung von Testosteron auftritt. Durch die reduzierte Ausschüttung der Hormone, verhält sich das Tier ruhiger, es ist weniger dominant. Ebenso nimmt die Anzahl von Revierkämpfen ab. Durch die Reduzierung der Revierkämpfe wird ebenfalls das Infektionsrisiko sowie die Verletzungsgefahr gesenkt. Bei weiblichen Hunden werden Scheinträchtigkeiten, die oft mit deutlichen Verhaltensveränderung einhergehen, verhindert.
VI. Geringere Ausbreitung von Infektionskrankheiten
Die Infektionsrate mit gefährlichen Erregern wird gesenkt. Bei der Katze zählt hierzu vor allem FIV („Katzenaids“), aber auch FeLV, FIP und anderes, beim Hund z. B. das Sicker-Sarkom (ansteckende Tumorarten). Die Übertragung von Infektionserregern bei der Geburt oder durch die Muttermilch der weiblichen Tiere auf ihren Nachwuchs wird verhindert.
Durch das nachlassende Umherstreifen der Hunde und Katzen, die Reduzierung von Revierkämpfen sowie Paarungen gibt es weniger Tierkontakte, bei denen die Krankheitserreger übertragen werden können.
VII. Reduzierung von Harnmarkierungen
Harnmarkierungen (ein Form der Kommunikation der Tiere) setzen ab der Pubertät ein. Sie sind sehr geruchsintensiv. Nach einer Kastration sinkt die Markierungssequenz deutlich.