Ein Tier zieht ein

Endlich ist es so weit, Ihr neuer Freund und Mitbewohner zieht ein, in Ihr Zuhause, in Ihr Leben! Ob als Pflegetier auf Zeit oder für immer. Damit aus Freude und Begeisterung nicht Frust und Enttäuschung werden, sollte man einfach auf „alles“ vorbereitet sein und ein paar Grundsätze beachten. Dies wollen wir Ihnen in den nächsten Absätzen näher bringen.

Vorbereitung

Sicher haben Sie sich schon ausführlich über die Bedürfnisse Ihres neuen Mitbewohners informiert und unsere Infos zu artgerechter Tierhaltung und die Sicherheitshinweise gelesen. Sie sollten jetzt einiges über gesunde Ernährung, Gesundheitsvorsorge, Erziehung und Verhaltensweisen von Hund oder Katze wissen, für die richtige Ausstattung sowie gutes Futter ist gesorgt. Bei Hunden, die in ein Endzuhause kommen, ist es wichtig, dass eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung abgeschlossen wurde und das Tier steuerlich angemeldet wird. Die (Um)Meldung bei TASSO sollte, ob Hund oder Katze, ebenfalls erfolgen. Pflegetiere sind und bleiben auf den Verein registriert.

Bereiten Sie vor der Ankunft die Wohnung für den neuen Mitbewohner vor. Möglichst wird ein Raum ausgewählt in dem das Tier ankommen kann und man es gut unter Beobachtung hat. Näpfe mit Wasser sollten aufgestellt sein. Katzen benötigen unbedingt ein Katzenklo, Kratzmöglichkeiten und Rückzugsorte (beliebt sind Versteckmöglichkeiten wie Kuschelhöhlen, ein sicherer Ort unter einem Bett oder erhöhte Liegemöglichkeiten). Ein Hund sollte ebenfalls ein ruhiges, gemütliches Plätzchen (z. B. Hundebett) vorbereitet bekommen, wo er sich zurückziehen kann. Vertraute Gerüche (z. B. eine alte Kuscheldecke, ein altes Spielzeug) können für das Tier hilfreich sein. Bei Hunden ist es besonders wichtig, dass Sie anfangs viel Zeit für ihn haben, z. B. Urlaub oder Homeoffice einrichten konnten.

Bei aller Aufregung: Bereiten Sie eine ruhige, entspannte Ankunft vor! Familienmitglieder, insbesondere Kinder, sollten nicht zu stürmisch auf den neuen Freund zugehen und müssen auf die Situation im Vorfeld vorbereitet werden.

Sicherheit bei Übergabe und Ankunft

Das oberste Gebot beim Einzug eines Tieres ist die Sicherheit! Dazu haben wir Sicherheitshinweise für Hunde und Katzen erstellt. Lesen Sie sich diese bereits vor dem Einzug gründlich durch und beherzigen Sie bitte alle Punkte genau. Durch die Aufregung ist ein Fehler, selbst bei erfahrenen Tierhaltern, leider schnell passiert. Ein Unglück ist oft nicht rückgängig zu machen. Sie kennen das neue Tier nicht und durch die besondere Situation des Umzugs/ der Übergabe kann es vollkommen anders reagieren als erwartet. Zu den Grundregeln gehört, dass man ein Tier ausschließlich in geschlossenen Räumen umsetzt bzw. anleint, man unbedingt mit Sicherheitsgeschirr, Doppelsicherung und stabilen, gut verschließbaren Boxen arbeitet und im neuen Zuhause alle Fenster und Türen fest verschlossen sind, sobald sich das Tier dort frei bewegen kann. Tiere finden die kleinste Lücke um sich dort hindurch zu quetschen, sind in Panik taub für Befehle und blind für Gefahren und werden in unbekannter Umgebung nicht selbstständig zu Ihnen zurück finden. Ein Entwischen und Weglaufen ist also unbedingt zu verhindern!

Zuhause angekommen

Grundsätzlich gilt: Wenn das Tier zuhause angekommen ist, dann lassen Sie es ganz in Ruhe und Stück für Stück die neue Umgebung erkunden. Zerren Sie es z. B. nicht aus seiner Box. Muten Sie sich und dem Tier bitte nicht zu viel zu und überlassen Sie es dem Tier das Tempo zu bestimmen. Seien Sie einfach auf alles gefasst, denn durch Stress kann es vorkommen, dass das Tier etwas falsch interpretiert. Nicht immer funktioniert alles von der ersten Sekunde an perfekt. Es gibt Tiere, die den Umzug locker weg stecken und sich binnen kürzester Zeit mustergültig verhalten, andere reagieren ganz und gar nicht wie erwartet und brauchen lange um sich gut einzufinden. Am besten stellen Sie sich auf den „Extremfall“ ein, auch wenn vielleicht alles ganz anders kommt.

Hunde: Rechnen Sie damit, dass ein Hund auf Neues zunächst verunsichert reagiert, z. B. nicht ins Auto oder in den Fahrstuhl einsteigen möchte oder nur zögerlich das Haus betritt. Er wird vermutlich nicht sofort auf all Ihre Kommandos hören, vielleicht nicht perfekt an der Leine gehen, bellen, wenn er nicht soll, oder in der Nacht weinen. Es kann auch sein, dass der Hund vor bestimmten Dingen, Geräuschen oder Situationen, die uns ganz normal erscheinen (Verkehr, Regenschirme, Fahrräder, Staubsauger, Türklingel, scheppernde Geräusche usw.) Panik hat. Versuchen Sie zumindest zunächst potentielle Stresssituationen zu vermeiden. Sprechen Sie uns an, wenn es Probleme gibt. Sichern Sie den Hund immer ausreichend um ein Weglaufen beim Erschrecken zu vermeiden! Machen Sie dem Hund von Beginn an deutlich, wo sein Platz ist und was Sie auf keinen Fall dulden. Jedes Familienmitglied sollte sich daran halten um den Hund eine klare Struktur zu geben. Unerwünschtes später wieder abzutrainieren ist wesentlich schwieriger als von Anfang an klare Regeln aufzustellen. Wertvolle Gegenstände räumen Sie lieber beiseite, damit der Hund es nicht versehentlich als Spielzeug missbraucht. Geben Sie ihm einen Rückzugsort und Sicherheit. Manche Hunde brauchen auch eine ganze Weile um sich draußen zu lösen und erledigen „ihr Geschäft“, auch nach einem langen Spaziergang, lieber im sicheren Heim. Dies ist auf keinen Fall böse gemeint. Bleiben Sie ruhig und schimpfen Sie nicht, denn das bewirkt nur das Gegenteil. Mit Geduld und Übung wird sich das Problem lösen lassen! Falls Sie beim Hund Anzeichen von Krankheit, wie Mattigkeit, Blut im Urin, starken Durchfall o. ä. erkennen, halten sie sofort mit uns Rücksprache und suchen Sie dann einen Tierarzt auf. Wir empfehlen nicht mit einem neuen Hund sofort die Hundeschule zu besuchen. Dies überfordert in dieser Situation meist mehr als es hilft. Bei Anfangsschwierigkeiten sprechen Sie uns bitte an. Sollte ein gewisses Training nötig sein, informieren Sie sich gut, welche Hundeschule zu Ihnen passt. Es gibt z. B. auch Tiertrainer, die zu Ihnen nach Hause kommen um ein Problem zu lösen.

Katzen: Katzen verstecken sich in der ersten Zeit häufig und auch die verschmustesten Katzen mögen sich vielleicht nicht sofort anfassen lassen. Geben Sie dem Tier Zeit und Rückzugsmöglichkeiten. Am besten ist, Sie begrenzen den Raum, damit Sie in der ersten Zeit immer wissen, wo sich die Katze aufhält. So kann sie auch nicht an unzugängliche Orte „verschwinden“. Katzen sind nämlich wahre Meister im „unsichtbar machen“. Ein Entwischen nach Draußen wäre fatal. Irgendwann wird es „Klick“ machen und die Katze traut sich heraus und fasst Vertrauen. Manche Katzen gehen in neuer Umgebung auch für ein paar Tage in den „Hungerstreik“. Rund drei Tage kann dieser im Extremfall andauern. Bleiben Sie zunächst ruhig, bieten Sie verschiedenes Futter (nass, trocken, Leckerchen) und Wasser an. Die Katze wird in der Regel von ganz allein anfangen zu fressen, ggf. nachts, wenn sie es nicht sehen. Falls Sie bei der Katze Anzeichen von Krankheit, wie Mattigkeit, Blut im Urin, starken Durchfall o. ä. erkennen, halten Sie sofort mit uns Rücksprache und suchen Sie dann einen Tierarzt auf. Beachten Sie, dass die eine Katze vor vielem Angst haben kann, was für die andere kein Problem ist (Staubsauger, knisternde Jacken, schreiende Kinder, hektische Bewegungen etc.). Versuchen Sie Stresssituationen zumindest zunächst zu vermeiden. Manche Katzen weinen und miauen in den ersten Tagen laut, weil sie unsicher sind oder vielleicht alte Freunde vermissen. Durch die Aufregung kann es auch sein, dass eine Katze nicht wie sonst üblich das Katzenklo aufsucht. Vielleicht mag die Katze kein Klo mit Deckel – eine Tür im Katzenklo sollte sowieso immer und dauerhaft ausgehangen werden – oder nur ein bestimmtes Streu. Manche Katzen haben aus der vorherigen Haltung gewisse Vorlieben mitgebracht. Meistens erledigt sich das Problem „Unsauberkeit“ nach einer Weile von ganz alleine. Bringen Sie dem Tier bitte Geduld und Verständnis entgegen, bleiben Sie ruhig und suchen Sie, gerne zusammen mit uns, nach einer Lösung. Mit Schimpfen und Frust bewirkt man nur das Gegenteil.

Eingewöhnungsphase

Lernen Sie Ihren neunen Mitbewohner in den nächsten Tagen und Wochen erst einmal richtig kennen. Sie sollten auf jeden Fall davon absehen dem Tier in der Eingewöhnungsphase zusätzlich Stress und Aufregung zu zumuten. Viel Besuch, Partys oder Reisen sollten vermieden werden. Grundlose Tierarztbesuche müssen, falls es keine gesundheitlichen Komplikationen gibt, in der Anfangszeit nicht sein, zumal diese immer auch Stress und ein gewisses Infektionsrisiko mit sich bringen. Leider kann ein Infekt oder ein anderes gesundheitliches Problem immer auch eine Nebenwirkung der neuen Umgebung oder eine Reaktion auf überstandene Strapazen sein. Manche Tiere reagieren z. B. mit weichem Stuhl auf eine Futterumstellung oder Stress. Die Tiere sind bei Ankunft i. d. R. gegen Parasiten behandelt, doch manchmal gibt es hartnäckige „Untermieter“, die zuvor nicht zu bemerken waren oder sich erneut vermehren (Ohrmilben, Würmer, Einzeller etc.). Tiere sind Meister im Verstecken von Schmerzen und Gesundheitsproblemen, die daher im Tierheim oder auf der Pflegestelle vielleicht nicht erkennbar waren und erst im neuen Zuhause sichtbar werden. Sprechen Sie uns bitte immer an, wenn Ihnen etwas Ungewöhnliches am Tier auffällt und suchen Sie im Notfall natürlich sofort einen Tierarzt auf. Informieren Sie sich bereits im Vorfeld, welche kompetenten Tierärzte und tierärztlichen Notdienste sich in Ihrer Nähe befinden. Dem Impfpass, den Sie mit dem Tier überreicht bekommen, können Sie entnehmen wann die nächste Schutzimpfung zu erfolgen hat und wann es zuletzt gegen Parasiten behandelt wurde.

Die Zeit, die ein Tier benötigt um „angekommen“ zu sein, ist sehr individuell. Man wird dies niemals genau voraussagen können. Jedes Tier kann in jeder Situation anders reagieren als erwartet. Auch ein zugängliches, anhängliches Tier kann die erste Zeit in neuer Umgebung scheu und unsicher sein. Manche Tiere sind sofort angekommen, andere brauchen Stunden, Tage, Wochen und – ganz selten – Monate um „sie selber“ zu sein. Seien Sie sich dessen bitte vor Adoption eines Tieres zu 100 % bewusst! Ein Tier ist und bleibt immer ein Stück weit ein „Überraschungspaket“. Auch den vorherigen Betreuern oder dem Verein ist es nicht möglich alles voraus zu sehen. Ein Tier gleich wieder abzugeben, nur weil es etwa nicht sofort und wie erwartet reagiert oder ein gesundheitliches Problem auftaucht, ist das Schlimmste, was Sie ihm antun können. Auch wir als Verein können sicher nicht für alles sofort eine Lösung bieten. Aber bitte sprechen Sie immer rechtzeitig mit uns, damit Frust gar nicht erst aufgebaut wird. Nur gemeinsam lassen sich Probleme lösen!