Mittelmeerkrankeiten und andere „Exoten“ bei Hund und Katze


Was man über die wichtigsten „Mittelmeerkrankheiten“ wissen sollte – zusammengestellt anhand unserer Erfahrungen und mit Hilfe von Recherche, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


Mit dem Klimawandel, steigenden Temperaturen und milden Wintern, breiten sich auch nicht-heimische Zecken, Mücken und Sandfliegen aus und mit ihnen hochinfektiöse Krankheiten. Mit den Parasiten rücken insbesondere die sog. Mittelmeerkrankheiten wie Babesiose, Leishmaniose, Ehrlichiose oder Dirofilariose (Herzwurmerkrankung) auch nach Deutschland vor. Parasitär oder bakteriell verursachte Infektionen können auch durch Reiseaktivität und Auslandstierschutz mit den Tieren zu uns kommen. Jedenfalls sollte man bei unspezifischen Krankheitssymptomen immer auch nach diesen „exotischen“ Erregern schauen. Auch andere Krankheiten können natürlich ähnlich unspezifische Symptome hervorrufen und sollten gründlich diagnostiziert werden. Dabei können nicht nur Hunde betroffen sein, auch Katzen (sowie andere Tiere und Menschen) können an diesen Erregern erkranken oder diese in sich tragen.


Hier wollen wir deshalb einen kurzen Überblick über Mittelmeerkrankheiten und Co. geben. Die meisten dieser Krankheiten sind frühzeitig erkannt gut zu behandeln und bedeuten keine Einschränkungen für ein glückliches Hunde- oder Katzenleben!


Die „klassischen Mittelmeerkrankheiten“:

Babesiose („Hundemalaria“ – protozoische (einzelligen) Parasiten (Protozoen) der Gattung Babesia)

  • Betroffen: Hunde, seltener Katzen, (auch andere Tiere und Menschen)
  • Übertragung: Zeckenbiss (Auwaldzecke)
  • Symptome: Fieber, blutiger Urin und Nasenausfluss, Gelbsucht, Abgeschlagenheit, später auch Lungenödem, Nierenversagen, Anfälle, neurologische Ausfälle und Bewegungsstörungen, chronischer Verlauf: wiederkehrende Fieberschübe (Malaria ähnlich)
  • Nachweis: Blutprobe (mikroskopisch, PCR, Antikörpernachweis)
  • Verlauf/ Behandlung: Kann unbehandelt tödlich verlaufen, antiparasitäre Medikamente, bei anämischen Verläufen Flüssigkeitstherapie oder Bluttransfusionen; vorbeugend: Zeckenschutz!

Leishmaniose (Protozoen Leishmanien (Leishmania))

  • Betroffen: Hunde und Katzen, (auch andere Tiere und Menschen)
  • Übertragung: Sandmückenstich (Mittelmeerraum, tropische und subtropische Gebiete)
  • Symptome: Haarausfall, Hautveränderungen, Fieberschübe, Abmagerung, Organschäden, Gleichgewichtsstörungen, Erbrechen, Durchfall
  • Nachweis: Serumproben und Punktate (Antikörpernachweis, PCR)
  • Verlauf/ Behandlung: Chronisch, mehrere Stadien, oft lebenslange Therapie nötig, unbehandelt auch tödlich, Therapeutika hängen vom jeweiligen klinischen Stadium ab; vorbeugend: Insektenschutz, Leishmaniose-Schutzimpfung (nur Hund)

Anaplasmose (Bakterien der Gattung Anaplasma)

  • Betroffen: Hunde, seltener Katzen, (auch andere Tiere und Menschen)
  • Übertragung: Zeckenbiss (Gemeiner Holzbock)
  • Symptome: Gelenkschmerzen, hohes Fieber, Appetitlosigkeit, Magen-Darmprobleme, Nasenbluten, Blutungen im Maul, neurologische Störungen wie Krämpfe, Lahmheit, Husten, Durst, Lymphknotenschwellungen, Anämie
  • Nachweis: Blutprobe (mikroskopisch, PCR, Antikörper)
  • Verlauf/ Behandlung: Kann unbehandelt das Immunsystem dauerhaft schwächen, Antibiotika und unterstützende Behandlungen wie Schmerzmittel und Endzündungshemmer; vorbeugend: Zeckenschutz!

Ehrlichiose (Bakterien, verschiedene Ehrlichia-Arten (Ehrlichia canis))

  • Betroffen: Hunde, seltener Katzen, (auch andere Tiere und Menschen)
  • Übertragung: Zeckenbiss (Braune Hundezecke und andere Zeckenarten)
  • Symptome: Anämie, Nasenbluten, Lethargie, Fieberschübe, Ödeme, Lahmheit, neurologische Störungen, Inappetenz
  • Nachweis: Blutprobe (mikroskopisch, PCR, Antikörper)
  • Verlauf/ Behandlung: Kann in die chronische Phase übergehen (Knochenmarkshypoplasie) und Organe schädigen; Antibiotikatherapie; vorbeugend: Zeckenschutz!

Hepatozoonose (parasitäre Einzeller der Gattung Hepatozoon)

  • Betroffen: Hunde, seltener Katzen
  • Übertragung: Verschlucken einer infizierten Zecke
  • Symptome: Muskelschmerzen, Lähmungen, Fieber
  • Nachweis: Blutprobe (mikroskopisch, PCR, Antikörper)
  • Verlauf/ Behandlung: Chronisch, schwer zu behandeln

Dirofilariose (Herzwürmer – Dirofilaria immitis)

  • Betroffen: Hunde und Katzen
  • Übertragung: Stechmücken
  • Symptome: Husten, Atemnot, Herzprobleme
  • Nachweis: Blutprobe (mikroskopisch, Anitgentest), Röntgenuntersuchung, Ultraschall
  • Verlauf/ Behandlung: Tödlich, wenn nicht behandelt; meist medikamentöser Therapie mit Antibiotika und Antiprotozoika, Parasiten werden nicht vollständig eliminiert


Auswahl anderer durch Zecken und Zwischenwirte übertragbare Infekte:

FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis – FSME (Flavi) -Virus)

  • Betroffen: Hunde, bei Katzen noch nicht nachgewiesen
  • Übertragung: Zecken als Vektoren
  • Symptome: Koordinationsprobleme, Lähmungen, Krampfanfälle, Sensibilität der Nerven, Schmerzen im Rücken
  • Nachweis: Blut oder Liquor cerebrospinalis (Antikörper schwierig, PCR)
  • Verlauf/ Behandlung: Symptome können minimiert werden, Heilung möglich, Schädigungen könnten erhalten bleiben

Borreliose (Bakterien vom Typ Borrelia)

  • Betroffen: Hunde, seltener Katzen
  • Übertagung: Zecken
  • Symptome: Schlappheit, Futterverweigerung, leichtes Fieber, später geschwollene Lymphknoten, unspezifische Lahmheiten, entzündete Gelenke und Organerkrankungen, insbesondere der Nieren
  • Nachweis: Blutprobe (Antikörper durch ELISA und Westernblot), Hautprobe von Bissstelle
  • Verlauf/ Behandlung: vollständige Heilung durch Antibiotika bei frischen Infekten, Minimierung der Symptome bei chronischen Infekten

Toxoplasmose (Protozoon Toxoplasma gondii)

  • Betroffen: Katzen, seltener Hunde, (auch andere Tiere und Menschen)
  • Übertragung: infizierte Zwischenwirte, z. B. über gefangene Mäuse, nicht durchgegartes Fleisch, Katzenkot (älter als 2 Tage), Gartenerde
  • Symptome: Fieber, Durchfall, Erbrechen, Atembeschwerden, innere Entzündungen; bei chronischen Verläufen: Neurologische Symptome wie Krämpfe, Gangstörungen
  • Nachweis/ Behandlung: Blut- oder Kotproben (Antikörpertest oder Oozysten im Kot)
  • Verlauf: meist Symptomlos, bei Beschwerden medikamentöse Therapie


Tests und vorbeugende Maßnahmen

Check vor Ort:

Schnelltest auf Antikörper wird häufig vor der Abreise eines Hundes im Ausland durchgeführt. Dies ist jedoch nie eine Garantie, da die Antikörper z. B. erst einige Zeit nach der Infektion nachweisbar bzw. in ausreichender Menge nachweisebar sind oder ein Tier nach dem Test frisch infiziert werden kann. Bei Jungtieren sind diese Tests generell noch unsicher, da ein positiver Titer auch von der Mutter übertragen worden sein kann.

Check nach Ankunft:

Der Test auf „Mittelmeerkrankheiten“ sollte ca. 6 Monate nach Ankunft des Hundes in Deutschland sowie bei Symptomen wiederholt werden, auch wenn das Tier gesund wirkt und nicht an einer der beschriebenen Symptomatiken erkrankt ist. Viele Hunde tragen Erreger in sich, zeigen jedoch niemals Krankheitssymptome. Gerade deshalb kann Check sinnvoll sein und eine Behandlung notwendig.


Bei Verdacht auf eine der o.g. Krankheiten kann ein Nachweis der aktiven Erreger (PCR) z. B. im Blut des Hundes oder der Katze erfolgen. Ggf. helfen weitere Bluttests und Untersuchungen wie Ultraschall oder Röntgen dabei die Krankheit zu diagnostizieren.

Um einen Infekt bei Reisen ins Ausland oder eben auch grundsätzlich zu verhindern können verschiedene Maßnahmen zur Vorbeugung durchgeführt werden:

  • Zeckenschutzmittel und Mückenschutz (z. B. Spot on, Halsbänder mit Repellenteffekt, für Tiere geeignete Sprays) anwenden
  • Prophylaxe gegen Herzwürmer (Tablettenform) durchführen


Die Informationen sollen sensibilisieren, ersetzten aber nicht die Beratung eines qualifizieren Tierarztes!

Mehr Infos z. B. hier:

https://parasitenportal.de/parasiten

https://www.esccap.de/parasiten

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/12/28/endo-und-ektoparasiten-bei-hund-und-katze-was-tun

https://www.idexx.de/files/vector-borne-disease-brochure-de-de.pdf

Generelle Hinweise – Parasitus Ex e.V.

https://parasitosen.de/wp-content/uploads/2023/11/Traumhund-Broschuere_2017_WEB.pdf